7/31/2015

Fantasy-Lesenacht die Zweite [Dreizehnte] - Beantwortung der Fragen/Updates

Nachdem ich die letzten paar Lesenächte ausgesetzt habe, hatte ich heute mal wieder volle Banane Lust bei dieser wundervollen Aktion mitzumachen. Ich werde mich heute Abend also in ein nettes Fantasy-Buch verkriechen und ab und an ein wenig dazwischen-philosophieren. 

Bei der letzten Lesenacht (und meiner ersten) war ich zuvor den ganzen Tag unterwegs und schon zu Beginn ziemlich müde. ABER DIESES MAL NICHT! Und ich habe mir fest vorgenommen, dieses Mal auch wirklich bis drei Uhr durchzuhalten. Würde ich Energy-Drinks trinken, würde ich jetzt schreiben, dass ich mich damit eingedeckt habe. Habe ich aber nicht. ABER ICH HABE WALDMEISTERSCHORLE! UND DAS IST VIEL BESSER (Okay, dieses Groß-Schreiben ist ein Tick, der mir so gut gefällt, dass ihr ihn noch eine Weile ertragen müsst. Aber ich halte mich jetzt wenigstens ein bisschen damit zurück, ich kann förmlich spüren, wie mein Zukunfts-Ich kopfschüttelnd diese Klammer ließt. Liebe Grüße, übrigens, du verrückte Nudel!)

Bevor das alles jetzt weiter in euphorische Satzkonstruktionen ausartet, beende ich meine "kleine" Vorrede dann jetzt erst mal und wir hören uns dann heute Abend zur ersten Frage wieder. (also 22:00 Uhr)

Die Fragen kopiere ich aus dem Mutti-Lesenachtspost von Ines Caranaubahx, den ihr hier besuchen könnt. Ich freue mich schon total auf heute Abend, flickflacke jetzt noch ein bisschen durch mein Zimmer (aber nicht zu viel, sonst schlaf ich früher ein, als ich will xD) und bin gespannt, wer sich sonst noch so zur Lesenacht blicken lässt :P

Liebe Grüße~




21:59
Ich bin da, ich bin da, ich bin da-haaaa. Eine Minute vor Beginn hab ich es tatsächlich noch pünktlich geschafft *stolz auf mich sei*. Ich lese heute "Die Flüsse von London" von Ben Aaronovitch. Bin schon mal sehr gespannt :P

22:02
Habe gerade mitbekommen, dass ich doch nicht erst auf den letzten Drücker gekommen bin. Ines - also die Veranstalterin - steht im Stau *verflucht seist du, deutsches Verkehrsnetz!*. Also habe ich schon mal etwas Zeit, mich in das Buch einzulesen. Habe eben beim groben Blättern schon irgendetwas von "Obama-Double" gelesen. Kann also nur lustig werden xD

22:10
Okay, jetzt ist aber langsam gut mit Update-Posts, ich weiß, ich weiß. Aber nur kurz. Habe eben die Widmung gelesen und fand sie so wunderschön und traurig, dass ich nicht anders kann, als sie euch dazulassen:

Zum Gedenken an Colin Ravey, denn manche Menschen sind zu groß, als dass sie Platz in nur einem Universum hätten.

Ich war davon so gerührt, dass ich schon ein paar Tränchen wegdrücken musste. Musste deshalb gleich mal nach dem Mann hinter der Widmung googlen. Scheint ein außergewöhnlich toller Mensch gewesen zu sein, der vor einigen Jahren mit 31 an Krebs gestorben ist.
Diese Welt ist grausam, doch mir gefällt die Art, wie der Autor das in der Widmung umkehrt. Ich bin kein Freund von Beschönigungen vom Sterben und/oder Leben, aber manchmal, manchmal macht diese Art von Poesie die Macht, die die Grausamkeit über uns hat, weniger mächtig. Und das hat etwas sehr Hoffnungsvolles.

22:50 Frage/Aufgabe No. 1


Was lest ihr heute und was hat euch an dem Buch angesprochen? 
Was hat euch dazu verleitet, es zu lesen?

Ich lese heute "Die Flüsse von London" von Ben Aaronovitch, das ich in der 12. Ausgabe (12 Ausgaben - ist das nicht der Wahnsinn?!) besitze. Ich bin auf dieses Buch durch einen klassischen Stöbernachmittag auf Amazon gestoßen und fand die Geschichte durchaus interessant. Das Buch ist britisch, urkomisch und Urban Fantasy. Mehr braucht man nicht, um mich zu begeistern. Traurig aber wahr xD 

Ich habe die Entscheidung, ob ich heute "Die Flüsse von London" oder "Selection" lese, relativ lang vor mir hergeschoben und es dann einfach spontan gepackt (wortwörtlich, ich hatte nicht mehr viel Zeit und deshalb trifft es "packen" so ziemlich auf den Punkt). Ich hatte heute einfach mehr Lust auf ein bisschen kuschelige, lustige Fantasy zum einmummeln (ich fasse nicht, dass mir das Wort "einmummeln" nicht angestrichen wird - mein Laptop, Ladys and Gentlemen!) - warum auch immer ich das in diesem Buch gesehen habe. Bin aber bisher ganz zufrieden mit meiner Wahl xD

23:47
Die Zeit vergeht wie im Flug, wenn man im Lesefluss ist. Habe jetzt fast Frage/Aufgabe No. 2 verpasst <.< Aber bevor ich mich mit der auseinandersetze, muss ich euch eine kurze Textstelle dalassen:

»Sie haben den Hund verhext«, sagte ich, als wir das Haus verließen.
»Nur ein kleines bisschen«, wehrte Nightingale bescheiden ab.
»Also gibt es wirklich Magie«, sagte ich, »Und Sie sind... Was denn nun?«
»Ein Zauberer.«
»Wie Harry Potter!«
Nightingale seufzte. »Nein, nicht wie Harry Potter.«
»Wieso nicht?«
»Ich bin schließlich keine fiktive Romanfigur.«, antwortete er.

*done*

23:51 Frage/Aufgabe No. 2 *ichbinspätichweiß*

Wie findest du das Buch bisher? War es ein guter Start? Ist es eine spannende Mitte? Oder fieberst du schon aufs Ende hinaus? Und welchen Charakter konntest du bis jetzt schon ins Herz schließen?

Ich bin mir bis jetzt noch ein wenig unschlüssig, was ich von dem Buch halten soll. Auf der einen Seite finde ich die Geschichte durchaus interessant und es scheint auch eine gute Brise durchaus erträglicher Humor durch (was die Sache wirklich unterhaltsam macht), aber ich hatte durchaus schon Bücher mit etwas feiner ausformulierten Sätzen und geschickteren Sprüngen. 
Die Geschichte rast mir teilweise zu schnell von einem Punkt zum nächsten, den ein oder anderen sprachlichen Fehler kann man aber vielleicht auch ein wenig der Übersetzung anlasten. (Also ich denke, im englischen Original funktionieren manche Sätze einfach besser.)

Nichtsdestotrotz finde ich - um auf meine Sympathie bezüglich verschiedener Personen zurückzukommen - den Hauptcharakter auf jeden Fall nicht unsympathisch, meine bisherigen "Favoriten" im Buch sind aber Nightingale und vielleicht auch ein bisschen Seawoll (obwohl der sich noch nicht so gut einschätzen lässt). Also... Ich bin mal gespannt, wie es weiter geht xD

0:15 
Dieses Buch hat durchaus glanzvolle Momente. Kann man nicht anders sagen. Ich muss euch gleich noch eine Szene abtippen, die ich einfach zu großartig finde, um sie euch vorzuenthalten.

(Toby ist übrigens ein kleiner Hund. Ein ziemlich krimineller kleiner Hund.)

»Hör zu, Toby. Dein Herrchen ist tot. Ich selbst mach mir nichts aus Hunden. Mein Boss hier würde dein Fell kalt lächelnd zu einem Paar Fäustlinge verarbeiten, ohne mit der Wimper zu zucken. Deine Zukunftsaussichten stellen sich folgendermaßen dar: ein Freifahrschein zum Hundeasyl in Battersea - und danach der Lange Schlaf. Du hast nur eine einzige Chance, dem großen Zwinger im Hundehimmel zu entgehen, und die besteht darin, deinen möglicherweise vorhanden hündischen siebten Sinn zu benutzen und den Mann... das Wesen aufzuspüren, das dein Herrchen ermordet hat. Hast du das kapiert?«
Toby hechelte und bellte dann einmal.
»Das muss reichen«, sagte ich und setzte ihn wieder ab. Er trabte sofort zu der Säule und hob ein Hinterbein.
»Ich würde ihn nicht zu Fäustlingen verarbeiten«, bemerkte Nightingale.
»Nein?«
»Er ist ein Kurzhaarterrier«, erklärte er, »Als Fäustlinge sehen die schrecklich aus. Würde aber vielleicht eine akzeptable Fellmütze abgeben.«

0:26
Dieses Buch besitzt mehr Harry Potter-Anspielungen, als ich seelisch und moralisch verkraften kann.

0:30 Frage/Aufgabe No. 3


Egal wo du grade bist, blättere 50 Seiten vor und lese dir den 1. Abschnitt dieser Seite durch. Du darfst nicht mehr oder weniger lesen. Wurdest du stark gespoilert? Denkst du jetzt anders über das Buch? Ist irgendwas besonderes passiert? (Bitte nicht in eurer Antwort spoilern!)

Okay... Also ich war - vor dem aufgabenmäßigen Vorblättern - gerade mit Kapitel 2 (S. 78) fertig geworden und das Kapitelende war so was von schockierend und kalte-Schweißausbrüche-hervorrufend (ICH MUSS DRINGEND WEITERLESEN), dass mich jetzt wahrscheinlich nicht mal der größte Spoiler noch hätte schocken können. Aber es war auch an sich nichts, was man als Spoiler hätte bezeichnen können. Es ging gerade um Flüssgötter, die werden aber bereits auf dem Buchrücken erwähnt, sind also nicht die Überraschung des Jahrhunderts.

1:24 Frage/Aufgabe No. 4


DICHTEN IST ANGESAGT! Schreibe 4 Zeilen zu deinem Buch!

Ich weiß nicht, was ich sagen soll
Und wie ich es empfinde,
Dass dieses Buch so wundervoll
Beängstigend - gelinde.

Mehr bekomme ich gerade wirklich nicht hin. Bei mir ist eben ein Baby aus dem Fenster geflogen und es gibt einfach zu viele HP-Anspielungen. Und... Ich bin ein bisschen fertig. Hach, Bücher.

2:10 Frage/Aufgabe No. 5

Welchen Charakter würdest du Küssen, welchen würdest du Heiraten, mit welchem wärst du am besten befreundet und welchen würdest du gerne um die Ecke bringen und abknallen? Und wieso? (Müssen 4 verschiedene Charakter sein :p)
Da ich bisher noch nicht wirklich viele Charaktere kennengelernt habe, kann ich diese Frage leider nur ein wenig wage beantworten. Ich würde den Hund küssen (weil der einfach viel zu wenig geliebt wird), Peter - also den Hauptcharakter - heiraten, Nightingale wäre mein bester Freund und momentan würde ich noch keinen Charakter um die Ecke bringen. Bin aber sicher, dass sich das bis zum Ende des Buches noch ändern wird xD

Mit diesem Update mache ich für heute auch Schluss. Hatte sehr viel Spaß beim Lesen, Antworten, ein bisschen Herumstalken und Dichten und hoffe, dass ich auch an der nächsten Lesenacht teilnehmen kann. Allen anderen tapfer durchhaltenden Nachtschwärmern wünsche ich noch viel Freude und gute Unterhaltung in den letzten 50 Minuten ;)
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[Harry Potter and the Cursed Child] NEUIGKEITEN ZUM KARTENVORVERKAUF!


Seit einiger Zeit ist ja nun schon bekannt, dass J.K. Rowling nach einer längeren Pause wieder an einem Werk mit Potter-Bezug arbeitet. Und seit einigen Wochen wissen wir, dass es sich dabei um ein Theaterstück namens "Harry Potter and the Cursed Child" handelt. 

Als riesiger Potterhead warte ich nun schon seit der Verkündung von Titel und grobem Veröffentlichungszeitraum auf für den Juli angekündigte Neuigkeiten. Und hier sind sie: Bei Facebook wurde jetzt von Pottermore der Link zu der Seite gepostet, bei dem man sich für den Vorverkauf der Karten registrieren kann (sehr kompliziert...). Im Herbst sollen dann die ersten Karten über den Ladentisch gehen und ich bin schon gespannt wie ein Flitzebogen, wann das Stück Premiere feiern wird. Hoffen wir, dass es günstig zwischen Abivergabe und Studienbeginn fällt. Und das ich das Karten-Kaufen dann nicht verpenne xD

Wer sich also an J.K. Rowlings Geburtstag die Weichen für ein eigenes Geschenk nächstes Jahr im Sommer stellen möchte, kann sich hier via E-Mail für den Vorverkauf registrieren.

Alles Liebe,
Antonia
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7/27/2015

Cover Monday #3 Der Distelfink

Intelligent & wahnsinnig gut recherchiert


Zum heutigen Cover Monday - einer Aktion der lieben Maura von The emotional life of books (hier geht es zum aktuellen Beitrag) - habe ich mich für das Cover des 2013 erschienenen Meisterwerkes "Der Distelfink" von Donna Tartt entschieden.

Der ein oder andere wird jetzt sicher wieder finden, dass das Cover irgendwie langweilig ist (und das ist vollkommen in Ordnung, weil ich genau die Langeweile mag und Geschmäcker verschieden sind), doch dieses Cover habe ich primär nicht ausgesucht, weil es aufregend ist oder einen aus hundert Metern Entfernung aus den Socken haut, sondern weil es zielgerichtet genau eine Sache will: Eine Geschichte erzählen. Und genau das sollte ein Cover auch tun. (darauf komme ich später zurück)

Wenn ich Donna Tartt aus den wenigen Informationen, die ich über sie besitze, einschätzen sollte, dann würde ich sagen, dass sie intelligent, zielgerichtet und unbestechlich ist. Es wäre gelogen, wenn ich nicht ohne mit der Wimper zu zucken zugeben würde, dass ich diese Frau vergöttere. Sie ist 51 Jahre alt, hat drei Romane geschrieben (immer in unheimlichen Abständen von 10 Jahren), für ihr Erstlingswerk "Die geheime Geschichte" (1982 begonnen, 1992 veröffentlicht) 450.000 Dollar Vorschuss - einer der höchsten jemals gezahlten - (das Buch verkaufte sich 5 Millionen Mal, übrigens, also das Erstlingswerk - ja, ich werde nicht drüber fertig) und ihr dritter Roman - "Der Distelfink" - hat letztes Jahr den Pulitzer-Preis (also den Autoren-Oscar) für Belletristik bekommen.

Wir haben hier also eine Autorin, die immer ca. 10 Jahre für ihre Bücher recherchiert und schreibt und damit einen unheimlichen, durchaus begründeten Erfolg hat. Und da nun "später" ist, möchte ich euch nun erläutern, was genau das alles mit dem Cover zu tun hat: Die Geschichte beginnt beim Cover. Das wird vielleicht nicht immer so verstanden und durchgesetzt, aber bei Donna Tartt, genauer gesagt beim "Distelfink", ist das durchaus der Fall. Wir sehen den Ausschnitt eines Gemäldes, welches auf der ersten Seite noch einmal vollkommen abgebildet ist: "Der Distelfink" von Carel Fabritius, 1654 gemalt (im Todesjahr des Künstlers, hat irgendwie Schauer-Charakter, ich denke, das war erwähnenswert) und nicht nur Titel, sondern roter Faden der Geschichte. Mit dem Distelfink beginnt alles und der Distelfink (und auch seine Geschichte, also die Geschichte des Bildes) zieht sich durch die komplette Handlung. Ich habe, als ich das erste Mal mit Donna Tartts Büchern in Berührung kam, einen ZEIT-Artikel über sie gelesen, nach dessen Lektüre ich nichts anderes als einen imaginären Hut vor ihr ziehen kann. Das Bild ist nicht willkürlich ausgewählt, sondern genau abgewogen, wie jeder einzelne Satz, jede Beschreibung, in der Geschichte. 
Donna Tartt nimmt ein relativ unbekanntes Gemälde mit einer unbekannten Hintergrundgeschichte, schreibt ohne Probleme sätzelange Schachtelsätze, schert sich nicht um die mehr Wenig- als Vielzahl ihrer öffentlichen Auftritte und nimmt sich genau die Zeit, die sie für ihre Meisterwerke braucht. Sie macht - um es auf den Punkt zu bringen - ihr eigenes Ding. Und das bewundere ich. Das bewundere ich am Cover und an der Geschichte, an ihrer Person, an ihrem Leben. Wir haben das Buch noch nicht aufgeschlagen, doch es gibt uns bereits den Gegenstand, der im Mittelpunkt steht: Der Distelfink, dieses Gemälde. Es tänzelt nicht um den heißen Brei, auch wenn sich die Dinge in wunderschöner und geschliffene Sprache einlullen. Im positivsten Sinne.

Ich mag das Cover, weil es zu der Geschichte passt und nicht vorgibt, etwas anderes, als diese sein zu wollen. Es ist durchaus schlicht, aber es ist auf den Punkt. Intelligent und unheimlich gut recherchiert (was man vollends erst versteht, wenn man die Geschichte gelesen und das Einweben des Gemäldes mit dessen Geschichte gesehen hat).

P.S.: Ich habe erst gut 130 Seiten des Buches gelesen, weil ich bisher noch nicht mehr Zeit hatte. Deshalb kann ich natürlich nur daraus meine bescheidenen Schlüsse ziehen. Da das Gemälde und seine Geschichte aber bereits aufgetaucht und eingewoben sind, entspricht das der Wahrheit. Inwiefern es sich weiter durch die Erzählung zieht weiß ich "nur" von meiner Mutter, die das Buch sehr liebt und bereits gelesen hat. Sollte jemand das Buch gelesen und das anders empfunden haben, ergebe ich mich und lasse mich belehren. Das mit dem Lesen werde ich auf jeden Fall nachholen und das Buch dann auch ausführlich rezensieren - versprochen!

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7/25/2015

Erster Blog-Geburtstag #HAPPYBIRTHDAY




Die Tatsache, dass ich vor ziemlich genau einem Jahr den ersten von - mit diesem hier genau - 105 geschrieben habe, ist schon ein bisschen verrückt und ich kann mich nicht wirklich entscheiden, ob ich es als Ewigkeit oder "als wäre es gestern gewesen" empfinden soll. Ein bisschen von beidem wahrscheinlich - Zeitempfinden ist schon ein bisschen ulkig.

Da es der erste Jubeltag meines kleinen Online-Notizbuches ist, nehme ich das einfach mal zum Anlass euch allen Danke zu sagen: Danke, ihr Kommentar-Schreiber. Danke, ihr Abonnenten. Danke, ihr stillen Leser. Danke, danke, danke!
Das klingt zwar ein bisschen nach Klischee, aber ich mag Klischees und schreibe das durchaus ehrlich: Ich hätte nicht ein Jahr durchgehalten und nach der ein oder anderen Trockenphase auch wieder Spaß am Schreiben auf dieser Plattform gefunden, wenn ich nicht gewusst hätte, dass es Leute gibt, die ab und an auch mal über einen Post grinsen müssen (und mir das dann netterweise mitteilen - ihr wisst nicht, wie mir das jedes Mal den Tag rettet!)

Ich hoffe, dass ich mit diesem Blog noch viele Ein-Mann-Frau-Geburtstags-Partys feiern kann und weiterhin das Privileg so netter Menschen auf diesem chaotischen Buch-Blog habe. Ihr seid großartig! <3

Alles Liebe,
Antonia~
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7/24/2015

Rezension: "Helden des Olymp - Das Haus des Hades" (4) von Rick Riordan

 Plötzlich war dort, wo eben noch Nico di Angelo gestanden hatte, eine Topfpflanze, vielleicht eins fünfzig groß, mit hängenden grünen Blättern, silbernem Maisbart und einem halben Dutzend reifer Maiskolben. (S. 146, »Das Haus des Hades«)

Nico sah sich voller Panik um. »Ich... ich hatte einen totalen Albtraum über Popcorn!« (S. 164, »Das Haus des Hades«)

(Ja, Rick Riordan hat meinen Lieblingscharakter wirklich in eine Maispflanze verwandelt. Und nach der Rück-Verwandlung einen Popcorn-Witz gemacht. Wenn man ein Mal denkt, der Humor dieses Mannes könnte einen nicht mehr für fünf Minuten fassungslos auf eine Wand starren lassen...)



I'm bäääääääääääccccckkkk (Ich bin in einer Zeit aufgewachsen, in der diese Art der Vervielfältigung von Buchstaben noch cool war... Oder vielleicht auch nicht. Was weiß ich, ich sitze schließlich den ganzen Tag am Schreibtisch und denke mir Fantasy-Geschichten und Blogeinträge aus. Also bitte.) (Juhu- die überlangen Klammern sind zurück! Na, wer hat sie vermisst? Sehe ich da ein fröhliches Grinsen? Na? Naaaa? Okay, dann eben nicht. Mir egal. Ich mach sowieso, was ich will *Anarchie*).

Nachdem sich die Telekom gegen meine Familie verschworen hatte (und wir aufgrund technischer Probleme über eine Woche abwechselnd und gleichzeitig weder einen funktionstüchtigen Telefonanschluss und eine funktionstüchtige Internetverbindung unser Eigen nennen konnten) und ich danach für fast eine Woche - in der das ganze dann natürlich wieder lief, ja, warum eigentlich auch nicht - bei einer Freundin war (an dieser Stelle übrigens ganz liebe Grüße!), kommt nun endlich die seit einer Woche (beziehungsweise seit fast einem Jahr - erkläre ich später) überfällige Rezension zum vierten Teil von "Helden des Olymp". Es geschehen doch noch Zeichen und Wunder auf diesem Blog. Und dann noch so kurz vor dem ersten Geburtstag (des Blogs, nicht von mir). Das ist ja schon fast so ergreifend wie ein Nicholas Sparks-Roman. Ja, ich bin wirklich die geborene Romantikerin. (Nichts gegen Nicholas Sparks, ich habe noch nie ein Buch von ihm gelesen oder einen Film gesehen, der auf einem Buch von ihm basiert, er war nur der erste Autor von romantischen, ergreifenden Büchern, der mir eingefallen ist.)

Aber das romantische Talent muss noch etwas ruhen. Erst mal geht es zurück zu Spaziergängen durch die Unterwelt, Panik-Blaubeermuffins und in Maispflanzen verwandelte Charaktere. Oder wie man pädagogisch korrekter sagen könnte: griechische und römische Mythologie, differenzierte Frauenbilder, komplexe Charakterentwicklungen und die reelle Frage nach der eigenen Identität vor einem fiktiven Hintergrund. Hach, wenn jemals jemand jemanden für den Literaturschlüssel für "Das Haus des Hades" suchen sollte: hier bin ich.




Der Autor 

Rick Riordan. Du wundervolles Humorbündel, du. Ich denke nicht, dass ich mich sonderlich weit aus dem Fenster lehnen muss, um zu behaupten, dass selbst die größten Geschichts-Hasser nach der Lektüre seiner Buchreihen eine gewisse Begeisterung für griechische (und römische) Mythologie entwickeln würden. Ich habe bisher die - wohl bekannteste - "Percy Jackson"-Reihe gelesen (beziehungsweise: verschlungen), um danach glücklich festzustellen, dass es mit "Helden des Olymp" eine Spinn-Off-Erzählung vom Computerdokument in die Druckerpresse geschafft hat. 

»Für meine wunderbaren Leserinnen und Leser. Das mit dem letzten Cliffhanger tut mir leid. Na ja, vielleicht doch nicht. HAHAHAHAHA. Aber jetzt mal im Ernst: Ich liebe euch, Leute.« 
Rick Riordan, Widmung in "Das Haus des Hades"

(Fans der Reihe werden diesen Witz verstehen, alle anderen: der vorhergegangene Teil endete damit, dass zwei Charaktere an einer Klippe hingen - lange Geschichte - also mit einem wortwörtlichen "Cliffhanger")

Der ehemalige Geschichts- und Englischlehrer bleibt auch ansonsten seiner Linie treu: Es existiert eine Reihe über ägyptische Mythologie ("Die Kane-Chroniken") und demnächst beginnt eine neue Reihe, die sich nunmehr mit der nordischen Sagen- und Götterwelt beschäftigt. 
Ich finde - um das ganze zu einem abschließenden Punkt zu bringen - sowohl die Art wie er schreibt, als auch worüber er schreibt mehr als in Ordnung. Man hat Spaß, kann über Mythologie klugscheißern und ist Teil einer der most underrated fandoms überhaupt. Was will man mehr?

Und bevor es mit der eigentlichen Rezension los geht noch ein paar lustige Tweets von Riordan, die ich während meiner Internet-Recherche gefunden habe...










Die Geschichte hinter der Geschichte

Nachdem ich sowohl die "Percy Jackson"-Reihe, als auch ihre kleine Spinn-Off-Schwester letztes Jahr total verschlungen hatte - das war leider vor meiner Zeit als unregelmäßige Buchbloggerin, weshalb keine Rezensionen dazu existieren - vielleicht hole ich das ja noch nach -, habe ich den vorletzten Teil der Reihe vorbestellt und sofort nach der Ankunft gelesen. Zumindest die ersten hundert Seiten. Und das hatte mehrere Gründe...

1. Ich hatte schulisch einfach viel zu tun und keine Zeit ein 600-seitiges Buch am Stück zu lesen. Und sind wir ehrlich: Das ist, was ich mit Büchern von Rick Riordan für gewöhnlich mache.

2. In dem Buch dreht es sich um 8 Götter und einen Satyr, die ich in der Kombi 8 Halbgötter und ein Satyr so lieb gewonnen habe, dass ich die Aufspaltung dieser großartigen Gruppe in 2 Halbgötter und 6 Halbgötter und ein Satyr nicht so toll fand. Deshalb habe ich ein wenig geschmollt. Zugegebener Weise.

3. Ich versuche zu verdrängen, dass dies bereits der vorletzte Band ist, den ich mit einem Teil der großartigsten Buchcharaktere, die man sich für so eine Reihe wünschen kann, verbringe. Und nennt mich verrückt, aber ich will einfach nicht, dass es zu Ende ist. 
#Unterschriftensammlung-für-eine-Spinn-Off-Reihe-der-Spinn-Off-Reihe #fangirl

Da ich jetzt aber vor einigen Wochen den letzten Band der Reihe vorbestellt habe (ohne den vorherigen zu lesen), habe ich mich teils selbst, teilst durch mangelndes Internet dazu gezwungen, dieses Buch zu lesen. Und das artete dann ein kleines bisschen aus. Stellt euch einfach vor, wie ich einen kompletten Tag nur dasitze und lese. Und alles vergesse. Alles. (Auch die Mahlzeiten - tja, wer braucht schon Essen, wenn er Bücher hat?) Also entweder ich lese für ein Jahr gar nicht oder mache nichts anderes. There is no in-between. Es hat mich also wieder ziemlich gepackt und ich war am Ende wirklich sehr traurig, dass ich es durch hatte. Ich möchte mir gar nicht vorstellen, was im Herbst dann los ist, wenn der letzte Band kommt. Gefühlsausbrüche. Definitiv Gefühlsausbrüche.




Das Buch (außen, Randfakten)

Erschienen bei: CARLSEN Verlag GmbH, Hamburg 2014
ISBN: 978-3-551-55604-2
Aus dem Englischen von Gabriele Haefs

Erschienen bei: Hyperion Books for Children, an imprint of the Disney Book Group 
Originalcopyright: 2013 by Rick Riordan

Preis (deutsche Ausgabe): 17,90 € [D], 18,40 € [A]
Preis (deutsches E-Book): 12,99€ 
Preis (Originalausgabe): 19,75 €
Preis (original E-Book): 6,65 €



Der Preis ist für eine doch relativ bekannte Buchreihe mit Hardcover absoluter Durchschnitt, bei den E-Book-Ausgaben (hierbei habe ich mich auf Amazon bezogen, also auf die Preise für den Kindle) kann man allerdings deutlich sparen. In englischer Originalsprache sogar über 12 € - das muss durch den Blätter-Charme erst mal begründet werden.

Das Cover ist persönlich nicht so meins, da ich es ja bekannter etwas schlichter mag; ich finde es allerdings für die Art der Geschichte angemessen. Der jugendliche Fantasy-Roman wird hier definitiv getroffen und letztendlich ist das Cover nicht mehr sonderlich von Belang, wenn man erst mal in die Geschichte getaucht ist. 

Positiv muss ich allerdings schon mal das Cover vom letzten Teil erwähnen, das ich mir bereits bei Amazon angesehen habe: Das gefällt mir persönlich aus der Buchreihe bisher am besten (toll und grün - mehr muss man nicht sagen). 




Das Buch (innen)

Nun komme ich leider in Verlegenheit, die Rezension eines Teils der ganzen Reihe erst relativ zum Ende derer zu beginnen (ich hoffe, dass der Satz so einigermaßen Sinn ergibt... aber ich denke, ihr wisst, was ich meine). Wer also Percy Jackson und/oder Helden des Olymp noch nicht gelesen hat, dem sei gesagt: Es ist großartig. Bestellt es euch. Kauft es persönlich in der Buchhandlung. Geht in die Bibliothek. Was auch immer. Toller Humor, tolle Charaktere, spannende Geschichte. 

Ich könnte euch jetzt ganze Äonen irgendetwas über die Geschichte erzählen. Worum genau es geht. Was genau passiert. Ob das gut ist, ob es schlecht ist. Aber egal ob ihr die Geschichte bereits kennt (und nur andere Meinungen hören wollt) oder nicht: Geschichten nacherzählen ist nicht der Sinn einer Rezension, weshalb ihr diese hier ohne große Bedenken auf Spoiler (sollte es trotzdem welche geben, schreibe ich das vorher dick und fett) lesen könnt und dann einfach entscheiden, ob die Reihe etwas für euch ist oder nicht. 

Im Mittelpunkt der Geschichte steht natürlich wieder eine Prophezeiung zur Rettung oder zum Untergang von nichts geringerem als der Welt, die die Charaktere und Geschehnisse lenkt. War bei Percy Jackson schon so, ist hier wieder der Fall (natürlich mit einer anderen Prophezeiung, die letzte wurde ja im PJ-Finale aufgelöst). Das Großartige daran ist, dass auch die verbissensten Versuche, sich gegen eigene Mutmaßungen über die Interpretation der Prophezeiung zu wehren, zum Scheitern verurteilt sind. Jeder rätselt wenigstens ein bisschen mit und dadurch bekommt die ganze Geschichte eine gewisse Grundspannung, die doch ziemlich die Auflösung herbeisehnen lässt. 

Auf der anderen Seite gibt es dann natürlich großartige Dialoge, Witze, lustige Situationen und Wendungen, die einen eben genau das nicht wollen lassen: Das Ende. Tatsächlich tröstet aber die Vielzahl der Lacher über alles ein wenig hinweg. Da kann man ohne Probleme auch ein zweites Mal lesen und sich überraschen lassen. 
Der Humor befindet sich im 4. Teil in gewisser Weise auf dem Höhepunkt, was vor allem darin begründet liegt, dass die wichtigen Halbgötter (und der Satyr) alle vorkommen. Zwar sind zwei von der Gruppe getrennt und stiefeln durch den Tartarus, wodurch ihre Geschichts-Teile ein kleines bisschen dunkler sind (aber mal ganz ehrlich - für Höllen-Verhältnisse ist es trotzdem noch mehr als passabel), dafür werden aber andere Charaktere in Maispflanzen verwandelt (darüber komme ich immer noch nicht weg), Kapitel beginnen mit Sätzen wie: "Piper hatte nicht vorgehabt, mit Blaubeermuffins zu schießen." (S. 343), es gibt Absätze in denen der technische Kopf des ganzen Teams eine archimedische Kugel mit "Kugel! Komm zu Papa!" (S. 385) anschreit und der Satyr versucht permanent Kämpfe mit einem Baseballschläger zu bestreiten. Ihr könnt euch also vorstellen, dass man mit diesem Buch durchaus Spaß haben kann. 

Nichtsdestotrotz muss ich auch die Ernsthaftigkeit der Themen und ihre teilweise beinahe poetische Umsetzung erwähnen: Es gibt nicht nur gute Witze, sondern auch Fragen nach Anerkennung und Außenseitertum, die Charaktere wachsen über sich hinaus, rücken teilweise in vollkommen anderes Licht und müssen sich Ängsten stellen, die bereits über viele Bände an ihnen nagen. Es geht darum, schwierige Dinge zu überstehen, sich den eigenen Stärken und Schwächen bewusst werden und feststellen, dass weder das eine, noch das andere etwas ist, vor dem man sich fürchten muss. 
Obwohl dies eine Geschichte von Halbgöttern, Göttern und anderen Fabelwesen ist, gibt Riordan dem ganzen genau die Menschlichkeit, die es braucht. Es gibt natürlich ein paar Lieblinge unter den Hauptcharakteren, aber letztendlich kann man doch alle irgendwie ins Herz schließen und in gewisser Weise nachvollziehen. Und das inspiriert. 

»Ich stelle mir vor, dass das Universum im Grunde wie eine Maschine ist. Ich weiß nicht, wer sie gebaut hat, ob das die Schicksalsgöttinnen waren oder die Götter oder ein einziger Gott. Egal, das Universum tuckert meistens so vor sich hin, wie es das soll. Klar, kleine Teile gehen kaputt und ab und zu dreht irgendetwas durch, aber meistens... hat alles, was passiert, einen Grund. Auch, dass du und ich uns begegnet sind.«
(S. 554 - ist das nicht poetisch?!)

Wie viel man im Laufe des ganzen über die griechische und römische Sagenwelt lernt, muss ich wahrscheinlich nicht noch mal erwähnen. Gut, jetzt hab ich's doch noch mal getan. Aber man kann es nicht oft genug sagen: Mythologie macht Spaß. Für manche einfach so, aber für den knausrigen Rest spätestens mit Riordans Buchreihen rund um Percy, Annabeth, Nico, Piper, Jason, Leo, Hazel, Frank, Trainer Hedge und dem üblichen Sagen-Rest.





Wer sollte dieses Buch lesen?

Alle die, die Spaß an Mythologie haben oder gern haben wollen. Geschichts-Fans und Leute, die gern lachen. Wenn alles irgendwie zusammen kommt - beste Voraussetzungen! Ich bin wirklich ein großer Fan der Reihe und finde, dass Wissen so auch denen Spaß machen kann, die der Vermittlung dessen in der Schule durchaus feindlich gegenüberstehen.
Das Buch ist natürlich ein Jugendbuch, meiner Meinung aber auch kein Tabu-Kauf für Erwachsene. 

Ich habe eine Freundin, die großer Fan von Skulduggery Pleasant (unmöglicher Name, ich kann ihn weder richtig aussprechen, noch schreiben) ist, weshalb ich ab und an ein paar Szenen geschickt bekomme. Amazon empfiehlt es ebenfalls dazu, ich würde mich also mal aus dem Fenster lehnen und ihm einen zumindest ähnlichen Humor andichten. (Sollte dies nicht der Fall sein, lasse ich mich gern korrigieren, bzw. werde das selbst tun, wenn ich irgendwann mal SP gelesen und rezensiert habe.)

Das einzig wichtige ist allerdings, mindestens bei dem ersten Teil von "Helden des Olymp" einzusteigen, bei "Percy Jackson" wäre natürlich noch optimaler, aber wenn man die Reihen chronologisch verdreht ließt, ist es sicher auch kein Beinbruch. Wichtig ist nur, NICHT mitten drin einzusteigen. Das geht nicht gut, dazu hängt hier einfach zu viel zusammen!




Links


Helden des Olymp-Reihe (weitere Bände)
Band 5: Das Blut des Olymp (erscheint am 2. Oktober 2015)

Percy Jackson-Reihe 
Band 1: Diebe im Olymp




Ich wünsche euch allen noch ein schönes Wochenende (und den Schulkindern schöne Ferien :D)

Alles Liebe,
Antonia

P.S.: Mein besonderer Dank gilt übrigens dieses Mal Janine von "Meine Welt der Bücher", die mir schussligem Wesen erklärt hat, wie man ordentliche Striche einfügt. Sie ist wundervoll und hier zu besuchen.
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7/06/2015

Montagsfrage: Welche Rolle spielt beim Buchkauf der Preis für dich?


Heute bin ich zeitlich gesehen ein bisschen spät mit der Montagsfrage dran. Ich befand mich bis eben auf einer (einigermaßen natürlichen) Wiese und habe mit meiner Seminarfachgruppe* Kräuter gesammelt, Tinkturen erstellt, Salben angerührt und versucht bei der Sonne nicht dahinzuschmelzen (heute ging es ja einigermaßen, gestern wäre ich wahrscheinlich den Heldentod gestorben). Jedenfalls bin ich jetzt mit einer ganzen Menge Kräuter-Zeug wieder zurück und bevor ich mir Gesträuch und Getier hinwegdusche, wollte ich wenigstens noch schnell die Montagsfrage beantworten ^^

Also... Ich bin wahrscheinlich kein ganz so hoffnungsloses Konsumopfer, wie meine Buchkäufe vielleicht den ein oder anderen (und mich selbst) teilweise glauben lassen. Ich kaufe tatsächlich ziemlich viele Bücher und bestelle auch Bände vor. Wenn es die richtige Reihe ist *hüst* Helden des Olymp *hüst* Silber *hüströchelhüst* ist es mir auch vollkommen egal, ob ich es vielleicht ein oder zwei Monate nach dem Erscheinen für ein wenig weniger bekommen könnte. Haben-Haben und so, wenn ich einmal für eine Sache begeistert bin - seid verflucht ihr talentierten Autoren mit eurem großartigen Urban Fantasy! - kann ich wirklich eine Fangirl-Furie werden. (Jetzt aber Schluss mit Alliterationen) 

Aber: Es könnte wesentlich schlimmer sein. Solang ich noch nicht von einer Reihe begeistert bin, sondern erst begeistert werden muss, kann ich schon ziemlich intensiv über den Preis von Büchern nachdenken und plötzlich mehr als gut kopfrechnen (*hach* der geborene BWLer). Ich habe ein paar durchaus sehr teure, sehr unnütze (aber so unheimlich schöne!!!) Bücher auf meiner Wunschliste stehen, um die ich seit bestimmt ein oder zwei Jahren herumkreise und aus lauter Geiz nicht bereit bin, so viel auszugeben. Die Liste führen momentan eine ziemlich rare Trilogie über Han Solo (fragt nicht) und 101 Nacht - vor einigen Jahren neu entdeckte Geschichten im Stil und Alter von 1001 Nacht (,die ich nie gelesen habe, aber GOTTVERDAMMT das ist ja wohl ein literarischer Sensationsfund und der Einband ist so schön und assfgfjkl zu teuer). 

Zusammengefasst würde ich sagen, dass meine momentanen Schüler-Verhältnisse und mein wirtschaftswissenschaftlicher Grund-Tick die Dinge in Grenzen halten. Aber sollte ich jemals im Lotto gewinnen, werde ich für nichts garantieren können (und die Han Solo-Reihe ist das erste, was ich mir zulege).

Alles Liebe,
Antonia

* Da wir unterschiedliche Schulsysteme in Deutschland haben und nicht in allen Bundesländern so etwas wie das "Seminarfach" existiert, will ich das noch mal kurz erklären: Wir mussten in der 10. Klasse eine Seminarfachgruppe gründen, in der wir bis zu Mitte der 12. Klasse eine Seminarfacharbeit über ein selbst gewähltes Thema schreiben. Diese Arbeit wird dann benotet und nächstes Jahr im Januar (Daumen drücken, denkt dran!) verteidigt. Die Note, die man dafür bekommt, kann als 2. mündliche Abi-Note eingesetzt werden (was ich durchaus vorhabe, deshalb ist sie auch so wichtig). Mein Seminarfach-Thema ist "Frauenheilkräuter" (stammt nicht von mir) und deshalb war ich heute Kräuter sammeln ^^
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7/04/2015

Rezension: "Das Ende von Eddy" von Édouard Louis


Wenn die Jungen des Dorfes sich draußen trafen, dann unweigerlich an der Bushaltestelle, dem Mittelpunkt unseres Soziallebens. Dort verbrachten wir unsere Abende, geschützt vor Wind und Wetter. Es schien immer schon so gewesen zu sein: [...] Mein Bruder und mein Vater hatten es so gehalten, und als ich ins Dorf zurückkam, sah ich dort Jungen, die noch keine acht Jahre alt waren, als ich weggegangen war. Sie hatten den Platz eingenommen, an dem ich mich einige Jahre zuvor befunden hatte; nichts änderte sich, niemals
(S. 96, »Das Ende von Eddy«)




Gefühlte vierzig Grad im Schatten. Tatsächliche vierzig Grad in der Sonne. (Man, bin ich gut beim Fühlen.) Nur noch eine Projektwoche, dann Ferien. Irgendwo im Dorf ist gerade ein Kirchenfest, der Eiswagen dreht seine Runde, Griechenland geht pleite, weltweit geht der Kampf gegen Homophobie auf eine neue Ebene. Man hängt so rum, die Welt dreht sich. Alles ganz normal. Wir leben in einer durchaus merkwürdigen Zeit. Im wahrsten Sinne des Wortes. 

Ich habe mir das heutige Rezensions-Exemplar/Opfer/Stück/Buch(-doppelt gemoppelt?-)/Werk/Es-ist-zu-heiß-im-wohltemperierten-Zimmer nicht ganz blind ausgesucht. (Stellt euch jetzt nicht vor, ich würde meine Rezi-Exemplare durch Topfschlagen bestimmen. Oder macht es vielleicht doch, wir leben in einer Welt, in der viel zu wenig gelacht wird.) Seit genau einer Woche und einem Tag dürfen auch in Texas Leute mit gleichen Geschlechtsteilen heiraten. Hört sich fast schon verrückt an, was für einen Wind das macht, oder? 
"Das Ende von Eddy" behandelt das Thema des Anders-Seins, den ewigen Kampf, größtenteils hinsichtlich der Homosexualität des Protagonisten. Ich habe es bereits heute früh fertig gelesen und dann erst einmal sacken lassen. Manche Geschichten sind dazu da, uns eine ganze Weile zum Nachdenken zu bringen. Ich bin sicher, dass ich in einem halben Jahr oder in drei Jahren oder in zehn noch andere Sachen dazu sagen könnte. Das ist, was ich jetzt dazu sagen will und ich hoffe, es gibt vielleicht dem ein oder anderen einen Anstoß, das Anders-Sein, das Nicht-in-die-Reihe-passen - in jeglicher Form - zu feiern, statt zu verurteilen.



Der Autor

Édouard Louis, geboren als Eddy Bellegueule (der Nachname Bellegueule bedeutet übersetzt: "Schönmaul"), ist ein am 30. Oktober 1992 geborener französischer Schriftsteller und Student der Soziologie. "Das Ende von Eddy" ist seine zweite Veröffentlichung (nach einem Buch über den Soziologen Pierre Bourdieu) und sein erster Roman. 

»Édouard Louis ist ein seltener Glücksfall für sich, 
die Sprache, die Gesellschaft.«
Caroline Fetscher, Tagesspiegel

Ich schätze an seinem Stil die Ehrlichkeit, mit der er die Geschichte, seine Geschichte, zeichnet. Er ist nicht wütend oder bestürzt oder will verdammen und verurteilen. Das Buch ist ein bewegender und in seiner Gewalt beinahe unfassbarer* Bericht. Aber vor allem eins: nüchtern. 
Er erzählt die Dinge so ehrlich und exakt, dass ich ohne eine weitere biografische Kenntnis die Biografie in diesem Buch ohne weiteres als korrekt unterschreiben würde. 
2014 erhielt er den Pierre Guénin-Preis für sein Engagement gegen Homophobie. Ich weiß nicht, wie die Verleiher die Vergabe begründet haben, aber ich könnte mir vorstellen, dass sie genau das an ihm und in diesem Buch - die Ehrlichkeit, das Nicht-Verurteilen aller, die ihn verurteilt haben, sondern das Berichten - bewegt und beeindruckt hat. Mir ging es jedenfalls so.



Die Geschichte hinter der Geschichte

Ich bin durch einen Artikel in der ZEIT auf das Buch aufmerksam geworden. (Okay, es war ZEITonline, ich bin ein armer Schüler, der bisher aufs Abo verzichtet hat und deshalb nur in den Online-Artikeln herumstöbert und nach Interessantem sucht.) 
Ich empfinde Homophobie als einen Krebsschaden der Gesellschaft. Einen Abgrund der 1., 2., 3. und jeder anderen Welt. Es gibt genau zwei Dinge, die man bei jeglichem Sexuellen unterscheiden sollte: Sex, der im Einvernehmen aller Beteiligten geschieht, und Sex, der nicht im Einvernehmen aller Beteiligten geschieht. Das erste geht keinen nicht-Beteiligten etwas an, das zweite ist Vergewaltigung und gehört strafrechtlich verfolgt. Schluss, aus. Mehr gibt es darüber nicht zu diskutieren.
Ich muss ehrlich zugeben, dass mich jegliche Form von Homophobie in Rage versetzt. Zu sein, wer man ist, ohne jemand anderem dabei zu schaden, ist so ziemlich genau das, was ich mir unter Menschenrechten vorstelle. Doch statt das zu akzeptieren, statt zu protestieren, wenn jemand anderen aufgrund seiner sexuellen Orientierung (oder Hautfarbe oder Lieblingsmusikrichtung oder Kleidungsstil oder was-auch-immer) benachteiligt wird, sind bereits Siebtklässler wie die Marionetten darauf trainiert, alles "Abnormale" im Keim zu ersticken. 
Ich schreibe das nicht, weil ich es annehme, sondern weil ich es weiß. Ich verachte Homophobie nicht, weil ich es irgendwo gehört habe, sondern weil ich es gesehen habe. Ich applaudiere Édouard Louis nicht für seinen bewegenden Roman, weil er einfach gut war, sondern weil er seine Mitmenschen überlebt hat. Viele überleben nicht.
Die Menschen sollten keine Bücher lesen müssen, um zu verstehen, dass der Kampf gegen Homophobie keine Sache ist, die wir uns leisten können, zu verlieren. Der Eintritt für Menschenrechte sollte uns eine Selbstverständlichkeit sein und ein Privileg.



Das Buch (außen, Randfakten)


Das Buch besitzt ein sehr harmonisches und edel gewähltes Design. Vom Cover bis zu den Schriftfarben ist es perfekt gewählt (meine Meinung - Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden). Das Buch ist im März bei S.Fischer erschienen, das französische Original 2014 unter dem Titel »En finir avec Eddy Bellegueule« (Wer Französisch kann, kann es sicher genau übersetzen, aber "finir" kommt, wenn ich raten sollte, sicher von fin - also Ende - und deshalb schätze ich, dass sich der deutsche Titel doch am französischen orientiert hat - wer es besser weiß, darf mich gern korrigieren. Ich kann Latein, kein Französisch.). Ich habe 18,99 € für das Buch bezahlt, ein relativ stolzer Preis für eine 206-Seiten dünnes fast-Erstlingswerk. Tatsächlich ist es aber - wie bereits erwähnt - gelungen gestaltet und von Inhalt, den es durchaus zu verdauen gilt. Wer aber doch nicht so tief in die Tasche greifen will, kann bei der Kindle-Version 2 € sparen oder auf bereits gebrauchte Bücher ausweichen. Und mit ein bisschen Glück erscheint irgendwann vielleicht auch noch eine Taschenbuch-Version, die gnädig mit eurem Geldbeutel ist.



Das Buch (innen)

»Ein Befreiungsschlag, ein Aufbruch in ein neues Leben - mit unglaublicher Sprachgewalt erzählt der junge französische Autor Édouard Louis die Geschichte einer Flucht aus einer unerträglichen Kindheit: inspiriert von seiner eigenen. »Das Ende von Eddy« ist sein Debütroman, der in Frankreich zu einem großen Erfolg und einer der meistdiskutierten Veröffentlichungen des Jahres wurde.«
(Buchrücken, »Das Ende von Eddy«)

Ich hatte ja bereits weiter oben erwähnt, dass ich durch einen ZEIT-Artikel (den ihr übrigens hier lesen könnt) auf das Buch aufmerksam geworden bin. Ich habe auch persönlichen Gründen ein Interesse an allem, was gegen Homophobie anschreibt, weshalb ich es mir bestellt habe, würde allerdings während dem Lesen mit weitaus mehr überrascht. Das Buch hat mir eine Erkenntnis mitgegeben, die über die sexuelle Orientierung und deren Verurteilung durch Familie/Schulkameraden/Nachbarn usw. hinausgeht: Es ist nicht die reine Orientierung, die ihn zur Zielscheibe menschlicher Dummheit hatte werden lassen, sondern das "Nicht-ins-Bild-Passen". Der Protagonist Eddy kämpft gegen seine Homosexualität, weil er sie als etwas "Abnormales" empfindet, weil alle anderen das tun. Und - und da wird es richtig interessant - er kämpft gegen das allgemeine Anders-Sein. Gegen sich selbst. Darüber sollten wir sprechen. 
Es ist eine Sache, von anderen aufgrund der sexuellen Orientierung verurteilt zu werden. Aber sexuelle Orientierung sagt schließlich nicht generell etwas über eine Person aus. Da gibt es Hobbys, Vorlieben, die Art zu Reden usw. - So viel mehr. Eddy wird nicht lediglich aufgrund seiner sexuellen Orientierung zum Außenseiter und Verstoßenen, sondern aufgrund seiner ganzen Person. Er spielt nicht gern Fußball, sondern lieber Theater, seine Stimme ist höher, als die von anderen Jungen, er "fuchtelt" beim Sprechen mit den Händen. Kurzum: Er passt nicht ins klassische Bild, er ist anders, schwul oder nicht. Das ist, was die Menschen eigentlich stört. Ein Herausfallen aus der Herde, "Abnormität". Ich versuche mir das bereits seit einer geraumen Zeit zu erklären. Warum Menschen, Menschen, die anders sind, versuchen im Keim zu ersticken. Wahrscheinlich ist es ein Überbleibsel aus Urzeiten, in denen wir noch wilde Tiere gejagt und in Höhlen gelebt haben - sicher war da die Einheit der Gruppe überlebensnotwendig. Aber - gottverdammt - wir leben seit Jahrtausenden nicht mehr in Höhlen! Wir sehen uns heute mit weitaus komplexeren Problemen konfrontiert. Und eben genau diese brauchen das Anders-Sein und seine ganzen Vorteile. Wir brauchen andere Blickwinkel, um unsere Welt weiter drehen zu lassen. Ich hatte erst letztens ein Gespräch darüber, in dem mich jemand fragte, wieso Abweichungen von der Norm so negativ aufgenommen werden. Ich habe ähnlich wie oben geantwortet. Jeder will besonders individuell sein, wenn du es bist, wirst du regelrecht verstoßen. Jeder will sich über die Tiere stellen, wenn sie es aber in Form von Akzeptanz und der Überwindung der eigenen Eitelkeit tun sollen, geht es nicht. 

Bevor ich diesen Teilabschnitt der Rezension beende, muss ich noch etwas sehr Positives zu dem Buch anmerken (ich fand, das wurde im ZEIT-Artikel kaum beachtet, was ich sehr schade finde): Die berichtende, neutrale Art der Erzählung. Ich weiß nicht, ob ihr genau versteht, was ich daran so toll finde. Einige nehmen vielleicht an, ich schätze das "Überstehen" und sachliche Bearbeiten, weil man daran sieht, wie sehr der Autor über dem ganzen steht (was mich für Herr Louis wirklich freut, aber das ist hierbei nebensächlich). 
Mir geht es darum, dass die typische Schwarz-Weiß-Malerei aufgespalten wird. Die Charaktere haben oft sowohl brutale, als auch liebenswerte Seiten. Die Dinge pendeln zwischen kleinen Lichtblicken und tiefem Schatten. Es bedeutet mir sehr viel, dass die Geschichte so umgesetzt wurde. Das wirkt Stereotypisierung entgegen, die oft benutzt wird, um die Geschichten dieser Welt oberflächlich offensichtlicher und einfacher zu machen. Was eigentlich gemacht wird, ist aber eine Verfälschung der Wahrheit, in der keiner rein gut und keiner rein schlecht ist. Das führt zu einem Verschwimmen der Dinge und zu keiner Möglichkeit aufrichtiger Empathie für Charaktere, die wir von vornherein als "Monster" kennen lernen. Ich will damit nicht sagen, dass sich mit Lichtblicken Schatten rechtfertigen lassen, lediglich, dass wir akzeptieren müssen, dass es beides in einer Person gibt. Alles andere wäre gelogen und macht früher oder später auch Geschichten mit den besten Absichten kaputt.



Wer sollte dieses Buch lesen?

Jeder, der nach einem ehrlichen Befreiungsschlag und dem langen Weg dorthin sucht. Als jemand, der sich auch im schriftstellerischen Bereich mit Themen wie Homophobie und Misshandlung in der Kindheit auseinandersetzt, kann ich nur empfehlen, solche biografisch orientieren Bücher zu lesen, wenn man es nicht selbst erlebt hat. So ist das mit allen schlimmen Dingen: Wenn man nicht aus eigener Erfahrung sprechen kann, muss man die Erfahrungen anderer einholen, um nur den Hauch eines Urteils zu fällen. 
(Vor einigen Jahren habe ich "Das Scheißleben meines Vaters, das Scheißleben meiner Mutter und meine eigene Scheißjugend" von Andreas Altmann gelesen, eben weil ich mich damit auseinandersetzen wollte, wie nach so furchtbaren Erfahrungen der Befreiungsschlag gelingen kann - wer also ähnliche Fragen hat - sei es nun aufgrund einer Schreibarbeit (wie bei mir) oder aus ganz anderen Gründen - sollte sich auch dieses Buch zu Gemüte führen, es ist sehr gelungen.)



Links

Deutschlandfunk: Interview mit Édouard Louis (sehr lesenswert, toller Mensch!)





»Nichts änderte sich, niemals.« - so habe ich die Rezension heute praktisch begonnen. Die Aussage ist vielleicht nicht gänzlich falsch. Vielleicht ist unsere Spezies hoffnungslos in der eigenen, immer gleichen Dummheit festgefahren. Vielleicht werden wir noch lang für die Umsetzung der Menschenrechte kämpfen müssen - egal, welche es auch seien. 
Aber das ist unsere Pflicht: Für Menschenrechte einstehen, kämpfen, weil wir es besser wissen. Die Dinge sind erst verloren, wenn auch der letzte Mensch mit dem Widersprechen aufhört. Ich weigere mich, das Niemals-Ändern hinzunehmen. Es muss mehr geben, als das.

Alles Liebe,
Antonia


*unfassbar: damit meine ich nicht, dass Édouard Louis flunkert, sondern dass es eine Grausamkeit hat, die ich persönlich kaum nachvollziehen kann. Und es schmerzt zu wissen, wirklich zu wissen, dass das die Realität ist.
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7/02/2015

Rezension: "Letters of Note - Briefe, die die Welt bedeuten" von Shaun Usher



»Auf Ihrer Entdeckungsreise werden Sie Liebesbriefe lesen, Absageschreiben, Fanpost, Entschuldigungsschreiben; Sie werden traurig sein, wütend, erfreut und schockiert. [...] Wie könnte man mehr über die Vergangenheit erfahren denn als Zeuge der oftmals sehr offenen und unverblümten Schriftwechsel der Menschen, die in ihr gelebt haben?« (S. 14-15 / Einleitung von Shaun Usher)



Anfangen ist manchmal ziemlich schwer. Wo soll ich anfangen, nach über einem Monat Trockenphase, einer klinisch toten Hauptseite und verstaubt-alten Einträgen? Ich hatte nichts, worüber ich hätte schreiben können. Und ich würde lügen, wenn ich behauptete, dass das nie wieder vorkommen wird. Manchmal hat man nichts, über das sich schreiben lässt und manchmal hat man sehr viel. Ich hoffe, dass in den nächsten Monaten überwiegend Letzteres der Fall sein wird.
Der Grund, warum ich wieder schreibe, sind ganz einfach: Erstens. Ich bin verliebt. In ein Buch. Und ich muss es mit euch teilen. Es ist so wundervoll und lesenswert. Ich will nicht mal so viel in der Einleitung verraten, sondern gleich zu den einzelnen "Rezensions-Stationen" (Sagt das zehn Mal ganz schnell hintereinander!) kommen. Also setzt euch an ein angenehmes Plätzchen, irgendwo zwischen kühl und warm (wenn ihr versteht, was ich meine) und denkt an ausreichend Trinken und Sonnencreme - Dehydrierung und Hautkrebs sind nicht lustig! - Jetzt geht's los.




Der Autor 

Oder wie er Freunden, Familien, Lesern und öffentlichen Ämtern vielleicht eher bekannt ist: Shaun Usher. Laut seiner offiziellen Internetseite mag er Briefe und Listen. Sehr sympathisch. Leider haben immer die falschen Menschen Wikipedia-Einträge und so fand ich nur sein Alter - 36 Jahre, am 4. August 1978 geboren - und das Projekt, das dieses Buch erst möglich gemacht hat: Hierbei handelt es sich um den Blog lettersofnote.com, auf dem Shaun Usher tolle Briefe von "Berühmten, Berühmt-Berüchtigten und auch weniger Berühmten" (diese Aufzählung habe ich mir ebenfalls aus der Einleitung von "Letters of Note" geklaut - sei's drum, es hat sich angeboten) veröffentlicht, die Hintergründe kommentiert und mit Bildern hinterlegt. Wem also der stolze Preis des Buches zu stolz und die englischen Sprache kein Rätsel ist, kann die Seite besuchen und viele tolle Briefe lesen. Ganz kostenlos. Warum es sich trotzdem lohnt, die übersetzte Version (mit oder ohne Befähigung zur englischen Sprache) zu kaufen, erkläre ich weiter unten bei den Randfakten.




Die Geschichte hinter der Geschichte

Tatsächlich bin ich schon das ein oder andere Mal an dieser schlichtweg wunderschönen Briefsammlung vorbeigetigert. Irgendetwas hat mich dann doch immer davon abgehalten. Vielleicht auch ein bisschen der Preis, der mit 34,99 € doch nicht umbedingt günstig ist. 
Glücklicherweise habe ich sehr spendable, sehr mich-kennende Freunde und Mitte-Ende Mai Geburtstag. Eine Freundin schenkte mir dieses wunderschöne Buch und ich bin immer noch am Kopf-zerbrechen, mit was ich mich dafür revanchieren kann. 
Mehr an persönlicher Geschichte gab es dazu bisweilen noch nicht. Ich habe es zwar schon das ein oder andere Mal im Augenwinkel gehabt, aber nie hineingelesen. (Bin ich eigentlich der einzige Mensch, der nie in Bücher hineinliest? Ich lasse mich gern überraschen und das vorherige Herumschnüffeln ist Tod meines Eintauch-Moments in die Geschichte. Da bin ich eigen.)




Das Buch (außen, Randfakten)


Das Buch ist ziemlich groß, ziemlich schwer und Horror für alle Umzüge und vom Tag gebeutelten Arme beim Lesen im Bett. Ich liebe es. Heiß und innig. In und an diesem Buch stimmt einfach von der Aufmachung her alles: Das Cover ist wunderschön und sieht sehr edel aus, die Seiten sind angenehm und alles um die Briefe ist wunderschön gestaltet. 
Man findet eine kurze Hintergrundgeschichte unter einer Überschrift (eine Zeile aus dem jeweiligen Brief) an der linken Seite zu Beginn des Briefes. Daneben ist die deutsche Übersetzung des Briefes Abgedruckt und danach folgen Abdrucke der Originalbriefe oder - sollte das nicht möglich gewesen sein - Bilder, die das ganze untermalen. 

Der Grund, warum ich den Kauf des Buches trotz 34,99 € empfehlen würde, ist, dass die Arbeit, die Liebe und die Vollkommenheit, die hinter, an und in diesem Buch steckt, in keinem Verhältnis zum Preis steht. Ich kann mir nur schwer vorstellen, wie viel Arbeit die Recherche für diese Briefsammlung gemacht hat und schätze, in welcher Schönheit sie gedruckt wurde. So etwas vollkommenes muss schlichtweg honoriert werden und ich persönlich werde mir auch die Nachfolgewerke (ein zweiter Band von "Letters of Note" und ein Buch über Listen namens "Lists of Note" sind bereits im englischen Original erschienen, bzw. angekündigt) zulegen und empfehle jedem Liebhaber solcher Dinge, das auch zu tun.




Das Buch (innen)

Für mich als inspirationsbedürftigen Nachwuchsschreiberling ist der Inhalt der Briefe einfach nur Gold wert. Eine Sammlung literarischer Perlen und bewegender Geschichten voller Weisheit und Wunder. Shaun Usher hat in der Einleitung definitiv nicht gelogen, als er ankündigte, man würde traurig, wütend, erfreut und schockiert sein. Ich war es definitiv. Ich habe geweint, ich habe gelacht und ich habe mir so manchen Brief auf der Zunge zergehen lassen. Es war sehr schön und sicher werde ich nicht das letzte Mal in dieser Sammlung geblättert haben. 

Einiges hat mich sicher mehr bewegt, als anderes. Es hatte alles seinen Reiz, seinen Witz und seine Verblüffung. Meine liebsten Briefe waren "Ich liebe Worte" von Robert Pirosh an diverse Empfänger, "Ich würde so gern für Sie arbeiten!" von Eudora Welty an den New Yorker, "Ein Mensch muss etwas sein; er muss Bedeutung haben" von Hunter S. Thompson an Hume Logan, "Was hast du gesagt? Ich kann dich nicht hören..." von Katharine Hepburn an Spencer Tracy, "Ich bin immer noch irgendwo" von Onkel Lynn an Peggy, Dorothy, Chuck und Dick Jones, "Noch habe ich sie nicht erschossen" von Dorothy Parker an Seward Collins und so viele, viele, viele, viele mehr. Ich habe das Buch eben noch einmal durchblättert und hatte bei den meisten Briefen das Bedürfnis, sie noch einmal zu benennen. Sie waren so schön. Ich hoffe, ihr lest sie einmal selbst. 

Aber bis dahin möchte ich euch noch "Ich liebe Worte" von Robert Pirosh da lassen. Der Brief stammt aus dem Jahr 1934 und ist ein Bewerbungsschreiben von Robert Pirosh, einem ehemaligen Werbetexter, der lieber Drehbücher schreiben wollte. Fünfzehn Jahre nach dem Brief erhielt Robert Pirosh den Oscar für das beste Orginialdrehbuch für den Film "Kesselschlacht". 


Sehr geehrter Herr: 

Ich liebe Worte. Ich liebe fette, buttrige Worte wie träufeln, Sündenpfuhl, schmuddelig, schaurig. Ich liebe althergebrachte, eckige, sperrige Worte wie bockbeinig, kommod, Quacksalber, piesacken. Ich liebe zwielichtige, fadenscheinige Worte wie schlüpfrig, Leichenbestatter, aalglatt, abwickeln. Ich liebe elegante weltmännische V-Worte wie Bravour, Verve, Verleumdung, Vornehmheit. Ich liebe brüchige, spröde, knisternde Worte wie Splitter, Zwist, Keilerei, krustig. Ich liebe mürrische, schmollende, verdrießliche Worte wie brüten, Grobian, Geizhals, griesgrämig, Finsterling. Ich liebe elegante, blumige Worte wie übersommern, flanieren, paradiesisch, Elysium. Ich liebe sich windende, wurmige, mehlige Worte wie krümmen, winden, kringeln, kriechen. Ich liebe kichernde, giggelnde Worte wie Pupsen, Gurgeln, Blubbern, Rülpsen. 

Ich liebe das Wort Drehbuchautor mehr als das Wort Werbetexter. Daher habe ich beschlossen, meinen Job in einer New Yorker Werbeagentur an den Nagel zu hängen und mein Glück in Hollywood zu versuchen. Aber bevor ich hier ins kalte Wasser gesprungen bin, war ich noch ein Jahr in Europa unterwegs, um zu studieren, nachzudenken und mir die Hörner abzustoßen. 

Ich bin gerade von dort zurückgekehrt und liebe nach wie vor Worte.

Darf ich ein paar mit Ihnen wechseln?

Robert Pirosh
385 Madison Avenue
Zimmer 610
New York
Eldorado 5-6024




Wer sollte dieses Buch lesen?

Geschichtsinteressierte Leute, Leute, die Inspiration suchen (denn Inspiration werdet ihr in diesem Buch definitiv finden!), Liebhaber von Schönheit und Genießer. Das Buch besteht - wie bereits oben erwähnt - aus wahren Literatur-Perlen und macht sehr viel Spaß.




Links

www.lettersofnote.com (Blog zu Letters of Note mit vielen, tollen Briefen)
www.listsofnote.com (Blog zu Lists of Note mit vielen, tollen Listen)







Liebe Grüße,
Antonia
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